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08.01.2025
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Ein Tag der am Montag morgen um 7 Uhr in Österreich begann - und gegen 20 Uhr in Montevideo am Dienstag endete - ein sehr langer Tag. Aber ich habe ihn gut überstanden. Im Flieger einfach noch eine Schwindel-Tablette eingeworfen, als mir komisch im Kopf wurde ... und schon war das Problem im Griff. |
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Tag 1 und 2 – Ich stand Montag um 7 Uhr auf und ging Dienstag abend um 20 Uhr ins Bett. Dazwischen lag der Reisetag.
Der Start des Reisetages gestaltete sich etwas chaotisch. Mein Ledergürtel mit meiner finanziellen Notreserve passte nicht mehr in die Schlaufen meiner Reisehose. Gut, wenn man einen Mitbewohner hat, der eine Nähmaschine besitzt und diese auch bedienen kann. So kamen zwei neue Schlaufen an die Hose – und ich kann den Gürtel bei der Flughafen-Security bequem an- und ausziehen.
Am Flughafen ging es dann chaotisch weiter. Ich hatte mein Laptop im Reiserucksack dabei, den man heutzutage aber nicht mehr einchecken darf. Eletronische Geräte sind nur noch im Handgepäck erlaubt. Aber in meine kleine Tasche passte der Lapi nicht – also kleinen Rucksack erwerben.
Was auch etwas beunruhigend war: mein Reisepass lässt sich nicht mehr einscannen. Nach mehreren Versuchen wurde ich unrund, aber … ich stand auf keiner Liste. Der integrierte Chip war einfach hin. Das Problem wiederholte sich in Madrid und Montevideo – aber da ich das ja kannte, konnte ich lächeln – und warten, bis die Daten per Hand eingetippt waren.
Am Gate traf ich zwei junge Leute aus Kopenhagen, keine Smombies- sondern ganz normale Menschen. Erschreckend: 9 von 10 starten auf ihr Handy, auch Menschen, die gemeinsam reisen, waren durch ihr Handy gefesselt. Seufz.
Andrea-Erlebnis #1: Auf dem Flug von München nach Madrid wurden keine Getränke mehr kostenlos serviert, nur gegen Zahlung – und das nicht mit Bargeld. Ich brach den Kauf einer Cola (ja ich weiss) also ab, weil … nur bares u.s.w. Daraufhin bestand mein Sitznachbar mir die Cola mit seiner Karte zu bezahlen und seine Frau und er weigerten sich, die 4 Euro in bar entgegen zu nehmen.
Andrea-Erlebnis #2: Auf dem Flug von Madrid nach Montevideo saß ich am Mittelsitz einer dreier-Reihe neben sehr fülligen Damen. Aber … hinter mir waren noch zwei Reihen leer. Ich fragte einfach, ob ich den Platz wechseln dürfe und bekam als Antwort „por supuesto“ na klar. So saß ich mit einem ebenfalls vorher eingequetschen Briten zu zweit – und das war bequem.
Der Brite stellte sich dann noch als Verschwörungstheoretiker und Putin-Versteher heraus gestellt. Und das obwohl er ebenfalls noch jung ist :-) Die Generation scheint noch nicht ganz verloren.
In Montevideo hat bei der Ankunft um 9 Uhr morgen alles geklappt. 50Euro gewechselt (am Flughafen wird man besch...en) Simkarte gekauft und funktioniert, Uber-Taxi organisiert – für 1000 Pesos – und zu Eduardo gefahren. Auch der Eintritt ins Haus mit Code ging problemlos. Etwas später kam einer seiner Mitbewohner und zeigt mir, wie ich den Cafe machen kann. Als der Cafe in mir war, bin ich losgegangen und habe erst mal Bargeld und Lebensmittel organisiert. Billig wird der Urlaub nicht. Für 4 Karotten, 1 Gurke, 3 Pfirsiche und 2 Bananen sowie 1 große Flasche Wasser waren es fast 10 Euro. Für die Menschen, die hier leben, ist das ein Problem. Sie verdienen wenig, die Gehälter sind niedrig, die Lebenshaltungskosten hoch.
Die Menschen sprechen vom Dialekt wie die Argentinier aber fahren auf der Straße wie die Chilenen, die sehr zurückhaltend fahren. Die Menschen hier sind sehr freundlich, alle die ich bisher getroffen haben, waren nett, hilfsbereit, zuvorkommend und auch neugierig, was die Touristin hier denn so will. In den kleinen Läden, der Taxifahrer, die Jungs im AirBnB. Alle einfach nett.
Ein kleines Beispiel: als ich eine Kirche fotografieren wollte, setzte sich ein junger Mann dort in den Schatten. Er sah, dass ich die Kamera in der Hand hatte, stand auf und machte das Bild frei. Nach meinem Foto setzte er sich wieder und aß sein Mittagessen.
Wenn man genauer hinschaut, sieht man die Armut der Menschen. Es gibt Obdachlose, arme Menschen, die offensichtlich auf der Strasse leben. Viele die offensichtlich Drogen oder Alkohol konsumieren.
Der Rio de la Plata ist übrigens der breiteste Fluß der Weld – man kann in Montevideo die andere Seite des Flusses nicht. Mein Spaziergang entlang des Meeres an der Rambla war also ein Flußspaziergang. So kann man sich irren :-)
Die Folgen der Pandemie: Mate teilt man nicht mehr. Jeder hat seine eigene Tasse. Auch wenn – wie ich später erfuhr – hier kein Lockdown war: auch hier ist der Westen eingezogen. Man sieht LGBTQ Fahnen, ich lese von „diversidad“ und sehe sogar ein Antifa-Haus. Sie fahren mit Rollern durch die Gegend – zumindest die reicheren Menschen – und die Supermärkte sind fürchterlich – westlich.
Andrea-Erlebnis #3 – Unglaublich aber wahr. Ich setze mich zu einer Frau an einen Tisch – es war keiner mehr frei. Sie kam aus New York, war nett aber in Eile, da sie arbeiten musste. Ich bestellte das gleiche wie sie Meeresfrüchte-Salat und Wasser. Da sie schnell weg musste, fragte sie nach der Rechnung. 10 Minuten später wollte ich zahlen … und die freundliche Kellnerin hatte mein Essen gleich bei ihr auf die Rechnung getan … ähm … sie hat nicht einmal gemerkt, dass sie die doppelte Menge gezahlt hat. Die Preise in New York sind offensichtlich deutlich höher als in Montevideo. Mir wäre es sicher aufgefallen …
Die Busstationen sind über die Stadt verteilt, das wird schwierig mich zu orientieren. Nach 4 Stunden kann ich noch nicht alles kennen :-)
Tag 3
Ich gestehe, ich habe mich nicht in die politische Situation Uruguays eingelesen, mich nur über die Sicherheitslage informiert. Ich wollte mir meinen Blick auf das Land nicht von vornherein einengen. Nach 24 Stunden ist mir aber ziemlich offensichtlich, dass es als Auswanderungsland nicht wirklich eine Option darstellt. Vieles fühlt sich sehr sehr westlich an – zumindest für mich. Die Supermärkte sind echt ätzend. Nestle lässt grüßen – ich fand keinen Non-Nestle-Kaffee, Persil hätte ich auch kaufen können.
Aber immerhin fand ich Mate! Im Haus von Eduardo steht eine Mate-Tasse. Und die Freundlichkeit der Menschen … die ist noch nicht europäisiert. Gottseidank. Das Land ist ja auch klein 3,2 Mio Einwohner plus ca. 800.000 Migranten aus anderen Ländern Lateinamerikas. Die fallen aber mir nur dadurch auf, dass sie beim „ll“ nicht nuscheln.
Andrea-Erlebnis #4 – Es bleibt irre. Gestern war ich zufällig bei einer Schneiderin vorbei gelaufen und dachte mir, dass ich den kapputten Reißverschluß meiner Reisehose reparieren lassen könnte. Als ich heute morgen hinkam, meinte sie, es sei nicht nötig ihn auszutauschen und hatte ihn in 10 Minuten repariert. Geld wollte sie – natürlich – keines. Ich solle meinen Urlaub genießen. Ähm …
Wir haben mindestens 30 Minuten geredet – Maribel ist etwa mein Alter, vielleicht etwas jünger, aber eine Hardcore-Verschwörungstheoretikerin. „Wir leben in einer Demokratie-Simulation. Die Welt wird von Mächtigen gesteuert, die die Politiker in der Hand haben.“ Hmm – sieht man mir an, dass ich eine „von denen“ bin – oder warum treffe ich solche Menschen so auf Anhieb? Von ihr erfahre ich eben auch, dass sie in der Pandemie hier nicht ganz so irre waren, wie in Europa. Aber auch hier ist – ihrer Meinung nach – die Demokratie nur eine Illusion.
Die Armut hier auf der Strasse ist teilweise schon bedrückend. Wäre nicht überall Polizei und Militär zu sehen, so dass die Strassen trotzdem sehr sicher sind.
Was man hier sehr viel sieht, sind Hunde. Aber nicht wie in Argentinien freilaufend sondern immer mit Besitzern in der Nähe. Auch mein Airbnb Gastgeber hat einen Mops. Es fehlen als nur noch Katzen. Kommt sicher noch.
Jetzt ist Mittag und ich werde noch eine weitere Runde spazieren gehen. Mal an den Strand. Und heute Nachmittag muss ich noch das kleine Problem mit meiner Kreditkarte lösen … aber davon mehr, wenn ich es hingekriegt habe.
PS. Sorry liebe Leser, falls es zu viele Bilder sind. Aber die Auswahl ist komplizierter als einfach mal alles hochzuladen. Und meine Kamera(s) spielen verrückt.
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