24.07.2021

Ich werde mutiger

Heute habe ich meine erste Uber-Fahrt gemacht, ok, man soll nicht mit Uber fahren, mache ich normalerweise auch nicht. Aber hier komme ich am besten mit Uber klar. Ja, so schnell wir man inkonsequent, wenn man sich nicht auskennt und dankbar ist, wenn einen die App von A nach B bringt und hinterher der Fahrer. Mit dem Fahrer habe ich mich unterhalten, er war früher Hotelmanager, aufgrund der Pandemie fährt er jetzt Taxi, bzw. Uber, weil sein Job war weg, Hotels werden nicht mehr gebraucht. Der Fahrer hat mich bis zum Hafen gebracht, was eine ziemlich häßliche Gegend war, und ich dachte, dass ich wieder ewig lauf muss um bis zum Fluss zu kommen. Nein, diesmal ging es schnell, der Hafen ist wohl nicht sehr groß. Hier am Fluß ist nicht wirklich viel los, ein paar verirrte Fischer, aber das war es auch schon. Ein bißchen Umweltverschmutzung, Abwasser was direkt in den Rio geleitet wird, und eben fährt ein Schiff mit gaaanz vielen Containern vorbei, irgendwie müssen die Teile ja ins Land kommen. Jetzt mache ich mich auf den Weg zu Katharina, lt Google Maps, jaaa, ich nutze hier auch Google Maps mit aktiviertem GPS, bin ich nur 2 km von ihr entfernt, das wird sich wohl finden lassen. Ach, hatte ich vergessen zu erwähnen, mein Fahrer hat mir erlaubt ohne Maske zu fahren, obwohl es laut Uber Bestimmungen Pflicht ist, ihm war es egal, er war ja schon geimpft. Was sollte ich dazu sagen? Was ebenfalls recht witzig ist hier in Villeta, hier gibt es zwar Straßennamen, aber ich finde kein verdammtes Straßenschild, was mir verrät, auf welcher Straße ich gerade bin. Hach, Paraguay macht es Dir nicht leicht es kennenzulernen. Eben laufe ich am „Zentrum für häusliche Gewalt“ vorbei, hier scheint es also auch sowas zu geben, Frauenhaus würde das bei uns heißen, wobei ich die Bezeichnung in Paraguay sehr viel passender als den unsrigen finde, denn letzten Endes geht es um Opfer, egal welchen Geschlechts sie sind, aber das ist nur meine unmaßgebliche Meinung, es könnten ja auch diverse oder Männer Opfer sein. So, ich bin laut Google ganz in der Nähe von Katharina, was mich aber ein bißchen verwundert, ich habe jetzt mehrfach gefragt, aber keiner kannte Katharina mit Namen, bis ich dann einen Mann gefunden hatte der meinte, ja, dort wohnt eine Deutsche, ob sie das ist, wußte er allerdings nicht. Sie lebt jetzt schon 5 Jahre hier, nach 5 Jahren hätte ich wahrscheinlich schon alle meine Nachbarn im Haus gehabt. Ich glaube, ich habe jetzt endgültig ihr Haus gefunden, dass was mich beim anderen Haus anhalten ließ, die Autos vor der Haustür, trifft auch hier zu, auch hier steht ein Handwerker vor der Haustür, es könnte also sein, dass ich jetzt richtig liege. Bus fahren in Paraguay, Lektion Nr. 1.: Die Tatsache, dass du an einer Bushaltestelle stehst, führt nicht dazu das der Bus anhält! Der Bus hält nur an, wenn du auch winkst. Solltest du nicht wissen, ob das der Bus ist mit dem du fahren möchtest oder müsstest, solltest du einfach mal alle Busse anwinken. Wenn du das nicht tust, fährt der Bus den du eigentlich hättest nehmen sollen einfach vorbei, und der Nächste den du dann anwinkst, sagt dir, dass das der Bus gewesen wäre, mit dem du hättest fahren sollen. Naja, wieder was dazu gelernt, ok. Ich könnte ja auch wieder mit Uber zurück fahren, aber das wäre viel weniger lustig. Bus fahren in Paraguay, Lektion Nr. 2.:Es gibt Busse da zahlt man bar, und es gibt Busse da zahlt man mit Tarjeta, also mit Karte, da kann man dann nicht bar zahlen. Solch ein Bus fuhr zwischen Villeta und Capiatá und ich machte ein dummes Gesicht. Bus fahren in Paraguay, Lektion Nr. 3.:Mache einen auf blond und hilflos, und du wirst trotzdem mitgenommen. Ich glaube, auch wenn ich nicht auf blond und hilflos gemacht hätte, hat er mich mitgenommen und einfach gemerkt, dass ich eine dumme Ausländerin bin, die keine Ahnung hat, das geht und so bin ich ganz legitim schwarz gefahren. Ich stelle mich gerade vor, dass macht ein Ausländer in Deutschland oder Österreich, der wird doch wegen Schwarzfahrens blöd angemacht. Paraguay ist eben anders, viel, viel viel freundlicher. Ich konnte es mir nicht verkneifen, in Anbetracht der 4. Welle, und den keine Ahnung, werden die Erkrankungen nun schlimm oder auch nicht, hier gibt es Ivermectin in jeder Apotheke. Also habe ich mir mal zwei Päckchen gekauft, sollte es irgendwen aus meinem Umfeld erwischen, ja ich habe jetzt zwei Päckchen Ivermectin zum Vorrat. Hilft es nichts, dann hat es mich ganze 6 Euro gekostet, na, 7 Euro, ich lüge. Ich bin richtig auf dem Rückweg zur Evelyn und ihrer Familie, habe ich es doch geschafft richtig auszusteigen, ich fange an mich auszukennen. Klassisch, und jetzt fahre ich wieder zurück. Jetzt habe ich noch in Graviola-Tee investiert, ungeheure 2,50 Euro für 4 Säckchen Tee. Wenn man überlegt, was das Zeug bei uns kostet, unpackbar. Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, im Vergleich zu anderen südamerikanischen Ländern, lateinamerikanischen Ländern in denen ich war, ist es hier auf der Straße auch in ärmeren Gegenden relativ sauber. Ich sehe immer wieder Frauen, ja meistens sind es Frauen, die die Straße kehren, den Staub wegkehren, eine schiere Daueraufgabe, bei dem was es hier an Staubstraßen gibt. Aber es liegt auch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, vergleichsweise wenig Müll auf der Straße. Bei Katharina war es sehr nett, mal wieder gut zu Mittag gegessen, und schon mittags und nicht erst abends, was mehr meinen Lebensgewohnheiten entspricht, sehr gut unterhalten, und sie hat mir wiederum nochmal recht deutlich gemacht, dass Paraguay für mich alleine keine Option ist. Sie ist mit 60 Jahren hierher gegangen, ist aber gesundheitlich angeschlagen und hat jetzt doch alleine hier draußen recht deutliche Probleme. Das möchte ich mir nicht geben. Da habe ich meine Nachbarn, meinen Freundeskreis, meinen Bekanntenkreis in Österreich und auch in Deutschland um mich herum, hier draussen allein, ne, nicht mein Ding. Für jung und gesund ist das was anderes, aber für alte Mädchen nicht die richtige Option, auch wenn es ein furchtbar nettes Land ist.

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